Funktionärskonferenz 10.02.2010
Am Mittwoch, den 10.Februar 2010 trafen sich über 100 Delegierte der IG Metall Freudenstadt zu einer außerordentlichen Konferenz im Gasthaus "Dobel" in Freudenstadt um die Schwerpunkte der aktuellen Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie sowie die anstehenden Betriebratswahlen zu diskutieren.
Durch Helga Schwitzer, IG Metall-Vorstandsmitglied, erhielten die Teilnehmenden aktuelle Informationen aus den Sondierungsgesprächen zwischen Arbeitgeberverband Gesamtmetall und der IG Metall im Zusammenhang mit der vorgezogenen Tarifrunde aus "erster Hand".
Helga Schwitzer betonte einleitend in ihrer Rede, dass die vorgezogenen Tarifverhandlungen in diesem Jahr kein grundlegender Strategiewandel der IG Metall für die Zukunft sei. Dieser Weg sei zwar außergewöhnlich aber aufgrund der Wirtschaftskrise dringend, damit möglichst schnell weitere Maßnahmen zur Arbeitsplatzsicherung gefunden werden können.
Dieser gemeinsame Wille von Gesamtmetall und IG Metall bedeute allerdings nicht, dass alles schon in "trockenen Tüchern" sei.
Einigkeit bestünde zwischen den Tarifparteien in der Priorität der Beschäftigungssicherung, aber in der Frage der entsprechenden Finanzierung würden sich die Auffassungen bislang noch deutlich unterscheiden.
"Die Beschäftigten dürfen nicht die Opfer des wirtschaftlichen Absturzes werden, den uns skrupellose Finanzjongleure auf der hemmungslosen Jagd nach Profiten eingebrockt haben. In einem Land, das finanziell schon wieder potent genug erscheint, um Hoteliers Steuergeschenke zu machen und den Banken auf ein Neues Freiräume für Spekulationen gelassen werde, darf nicht zugelassen werden, dass die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie auf der Strecke bleiben. Die Kollegen/innen brauchen mehr Geld, in einem vernünftigen Rahmen, damit nach der Auslandsnachfrage nicht auch noch die Binnennachfrage einbricht, die bisher einen noch tieferen Absturz der Wirtschaft verhindert hat. Nur wer mehr bekommt kann auch mehr ausgeben und Lohnverzicht sichert keine Arbeitsplätze", so Schwitzer.
Es sei klar, dass die Arbeitsplatzsicherung die oberste Priorität in den diesjährigen Tarifverhandlungen habe, dennoch würde es mit der IG Metall keine "Nullrunde" geben.
Helga Schwitzer betonte, dass die Forderungen von Ver.di berechtigt seien, denn im öffentlichen Dienst herrschen völlig andere Voraussetzungen und Bedingungen als in der Metall- und Elektroindustrie, der Branche, die von der Krise am härtesten betroffen sei. Eine Differenzierung in den jeweiligen Lohnforderungen ist daher einleuchtend, daher ist der Versuch des gegeneinander Ausspielens beider Gewerkschaften völlig hirnrissig. Die IG Metall unterstütze solidarisch und in vollem Umfang ihre Schwestergewerkschaft Ver.di.
Monika Lange, Betriebsrätin der Firma Heckler & Koch und Mitglied der großen Tarifkommission in Baden-Württemberg ergänzte Schwitzer's Bericht mit den weiteren Zielen in der Tarifrunde Seitens IG Metall. Im Sinne der Arbeitsplatzsicherung spiele dabei auch die Optimierung der Kurzarbeit, die Absenkung der wöchentlichen Arbeitszeit mit Teillohnausgleich, Qualifizierung und Altersteilzeit u. a. eine wesentliche Rolle.
Kerstin Haas, Jugendvertreterin der Fa. Kern-Liebers und Tarifkommissionsmitglied richtete den politischen Blick der Tarifrunde auf die Jugend und Auszubildenden.
"Die Krise trifft die junge Generation besonders hart. Bereits jeder 8. Erwerbslose ist unter 25 Jahre alt. Ohne Ausbildung und Übernahme nach der Berufsausbildung in den Betrieben bleibt der Jugend oft kein anderer Weg als Hartz IV
oder prekäre Beschäftigung, dieser verheerenden Entwicklung müssen wir dringend entgegenwirken."
In diesem Zusammenhang beschloss die Delegiertenkonferenz einstimmig auf Antrag der IG Metall Ortsjugend Freudenstadt eine Resolution zur Optimierung der tariflichen Übernahmeregelung für Azubis nach der Berufsausbildung in den
Betrieben. Diese Resolution wird als Antrag zur Tarifrunde der großen Tarifkommission in der nächsten Woche vorgelegt.
Unter dem Schwerpunkt "Betriebsratswahlen 2010" beschloss die Konferenz ebenfalls einstimmig einen Aufruf zu den entsprechenden Wahlen. Mit diesem sollen die Beschäftigten zur Betriebsrats- Kandidatur und zum Gebrauch ihres Wahlrechtes aufgefordert werden.
"Betriebsräte sichern die demokratischen Verhältnisse und sind ein hohes Gut unseres Landes. Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten bewährt sich das System von Betriebsräten zur Sicherung von Arbeitsplätzen
im Vergleich zu unseren europäischen Nachbarn, aber auch im Vergleich zu betriebsratslosen Unternehmen in unserem Land", so Reiner Neumeister, 1. Bevollmächtigter der IG Metall - Freudenstadt.
Zur Unterstützung dieses Aufrufes werden in den nächsten Tagen alle regionalen Abgeordneten des europäischen Parlamentes, des Bundes- und Landtages, alle Direktoren der Berufsschulen, die IHK und die Handwerkskammern,
Kirchen und Unternehmer aufgerufen.
"Wahlrecht und Demokratie endet nicht am Werkstor, daher wird interessant zu erfahren sein, wie sich die o. g. Verantwortlichen gegenüber der Betriebsratswahlen, im Übrigen eines unserer demokratischen Grundrechte,
positionieren", so Neumeister.
Letzte Änderung: 18.02.2010