Arbeitgeber verweigern Verhandlungen

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26.02.2021 Südwestmetall mauert bei Zukunftsthemen Warnstreiks beginnen am 02. März 2021 um 0 Uhr

Die Beschäftigten der Metall- und Elektro-Industrie sitzen schon auf glühenden Kohlen. Wegen der Covid 19-Pandemie wurde die letzte Tarifrunde beginnend im Frühjahr 2020 erstmalig ausgesetzt. Stattdessen wurde ein Solidartarifvertrag abgeschlossen, mit dem die IG Metall kurzfristig auf die neue Situation reagiert hat. Dieser Solidartarifvertrag lief zum 31. Dezember letzten Jahres aus und nun drängen die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie seit Wochen auf konstruktive Verhandlungen mit den Arbeitgebern, nachvollziehbar, weil auf Grund des Corona bedingten Tarifabschlusses die letzte Entgelterhöhung mittlerweile schon 3 Jahre her ist.
Aus diesem Grund trafen sich die Delegierten und gewerkschaftlichen Funktionär*innen der IG Metall Freudenstadt in dieser Woche zu einem virtuellen Warnstreikplanungstreffen. Fast 90 Betriebsrät*nnen und IGM Vertrauensleute trafen sich im virtuellen Raum um über Stimmungen in den Belegschaften und den aktuellen Stand der Verhandlungen mit Südwestmetall zu diskutieren.
"Die Lage in den Betrieben ist unterschiedlich. Einige haben noch mit den Auswirkungen der Krise zu kämpfen, aber überwiegend arbeiten viele Betriebe wieder unter "Volllast" und benötigen sogar Mehrarbeit." so Dorothee Diehm, erste Bevollmächtigte der IG Metall in Freudenstadt.
Aus diesem Grund hat die IG Metall eine flexible Tarifforderung aufgestellt, um den unterschiedlichen wirtschaftlichen Situationen in den Betrieben gerecht zu werden. Das Forderungspaket umfasst ein Entgeltvolumen in Höhe von 4%, welches auf unterschiedliche Weise genutzt werden kann. Unternehmen, die schwarze Zahlen schreiben sollen das Geldvolumen vollständig als Entgelterhöhung bei die Beschäftigten weitergeben. In kriselnden Betrieben können mit den 4% Beschäftigungs- oder Standortsicherungsmaßnahmen finanziert werden. Ein wichtiger Bestandteil der Forderungen sind der IG Metall Beschäftigungssicherung und ein Zukunftstarifvertrag, um den Auswirkungen der Transformation u.a. im Automobilsektor wirksam entgegentreten zu können. "Die Geduld der Beschäftigten in Bezug Verweigerungshaltung der Arbeitgeber, nämlich nicht mit der IG Metall über drängende Zukunftsthemen sprechen oder gar verhandeln zu wollen, ist aufgebraucht!", so Diehm. Es macht sich Wut breit. Die Beschäftigten leisten in der Corona Krise großes, weil auch unter erschwerten Bedingungen die Arbeit erledigt wird. Was den Arbeitgebern aktuell zur guten Leistung ihrer lieben MitarbeiterInnen einfällt sind Entgeltkürzungen und die Verschlechterung des Kündigungsschutzes für Ältere und reden vom Ende des tariflichen "Schlaraffenlandes". Es liegt daher nahe, dass die Arbeitgeber versuchen die Corona-Situation und Unsicherheiten der Beschäftigten zu missbrauchen, um unliebsame tarifliche Schutzbestimmungen
für Menschen zu "entsorgen"!
"Provokanter Rhetorik und Forderungen nach Entgeltkürzungen der Arbeitgeber, werden wir uns mit Zusammenhalt und nach dem Ende der Friedenspflicht mit Warnstreiks entgegenstellen.", so die Gewerkschafterin.
Für die Jugend fordert die IG Metall die tarifliche Gleichstellung von dual Studierenden mit den Auszubildenden, sowie qualitative Verbesserungen in der Ausbildung. "Dual Studierende sind rechtlich kaum geschützt, da sich diese Form der Ausbildung über die Jahre hinweg etabliert hat, ohne dabei in gesetzliche Strukturen gegossen zu werden. Jetzt in der Krise sind die Dual Studierenden die ersten, die diesen Unterschied negativ spüren. Im Gegensatz zu Auszubildenden haben sie in der Metall- und Elektroindustrie nämlichen keinen Anspruch auf unbefristete Übernahme nach Tarif und landen schnell auf der Straße." ,sagt Margit Schmitt, zuständige Gewerkschaftssekretärin für Auszubildendenarbeit bei der IG Metall Freudenstadt.
Das Ende der Friedenspflicht ist gekommen und wird mit einem digitalen Aktionstag am Nachmittag des 1. März eingeleitet, ab 0 Uhr am 2. März folgen dann die ersten Warnstreiks. "Ab März beginnt die erste Warnstreikwelle auch in Freudenstadt, in der wir in den Betrieben auch unter Corona-Bedingungen eindrucksvoll demonstrieren werden, dass unsere Mitglieder hinter ihren Forderungen, hinter ihrer IG Metall stehen." so Georg Faigle, 2. Bevollmächtigter der IGM Freudenstadt.
Als Gäste nehmen auch Bundestagsabgeordnete der SPD Saskia Esken und Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg Roman Zitzelsberger an der Versammlung teil und loben das Engagement der Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter. "Corona ist keine Ausrede, um den Kopf in den Sand zu stecken. Gerade jetzt ist es wichtiger denn je, Position zu beziehen, um tarifliche Standards zu erhalten und weiter zu verbessern!" spornt Zitzelsberger an. Esken hebt in diesem Zuge noch einmal gesondert die Aktivitäten der Jugend in den Betrieben hervor und befürwortet, die Beteiligungsformate für junge Menschen in Ausbildung und Studium.
Nach knapp 2 Stunden verlassen die 90 Teilnehmenden voller Motivation die Videokonferenz, bereit ihre Forderungen in den Betrieben eindrucksvoll und vehement zu vertreten.

Letzte Änderung: 26.02.2021