Mitbestimmung ist ein Motor
In unregelmäßigen Abständen widmet das baden-württembergische Wirtschafts- und Arbeitsministerium einen Empfang den Betriebs- und Personalratsmitgliedern im Lande. Damit soll das ehrenamtliche Engagement und die Arbeit für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Unternehmen und Organisationen gewürdigt und wertgeschätzt werden. Etwa 150 Interessensvertreterinnen und -vertreter fanden sich im Marmorsaal des neuen Schlosses ein. Dort werden üblicherweise Staatsgäste des Landes empfangen.
Zu Beginn richtete die Landesministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau, Dr. Hoffmeister-Kraut, ein Grußwort an die Anwesenden. Sie bewertet die Arbeit von Betriebs- und Personalräten als wesentliches Element des Wirtschaftsmotors Baden-Württemberg. Als Sprachrohr der Belegschaften tragen diese zu guten Bedingungen in den Unternehmen und Organisationen bei. Insbesondere im digitalen Zeitalter spielen auch tarifvertragliche Regelungen eine zentrale Rolle. Da setzt die Landesregierung volles Vertrauen in die Sozialpartner. Weiterhin geht Ministerin Hoffmeister-Kraut auf die geplante Evaluierung des Bildungszeitgesetzes ein. In diesem Prozess soll vor allem überprüft werden, wie viele Beschäftigte von ihrem Anspruch Gebrauch machen.
Martin Kunzmann, Landesvorsitzender des DGB Baden-Württemberg, griff in seinem anschließenden Grußwort ebenfalls das Thema Bildungszeit auf. Der gesellschaftliche Rechtsruck, der zuletzt am Wahlergebnis der AfD deutlich wurde, macht insbesondere politische Bildung unerlässlich. Viele Menschen sind enttäuscht von der Politik und finden sich mit ihren Themen nicht wieder. Die Aufgabe von Gewerkschaften und Parteien ist es, die Themen der Menschen aufzugreifen und sie in der Lösung einzubinden. Hierzu braucht es politische Bildung. Auch in wirtschaftlichen Fragen ist Mitbestimmung ein Erfolgsfaktor. Kunzmann sieht hier noch Ausbaubedarf: "In Anbetracht der Veränderungen, die die Digitalisierung der Arbeitswelt mit sich bringt, ist eine starke Mitbestimmung zentral. Nur unter Beteiligung der Beschäftigten kann dies gelingen".
Den Einblick in die Praxis gaben Angela Haußer, Personalrätin im Tübinger Klinikum, und Frank Sell, Mitglied im Betriebsrat der Firma Robert Bosch in Stuttgart-Feuerbach. Beide berichteten über die Herausforderungen, denen sie sich täglich stellen: Personalmangel, prekäre Beschäftigung, überalterte Belegschaften und vieles mehr. Auch wenn sich unterschiedliche Herausforderungen auftun, sind sich Haußer und Sell einig: Um auf Augenhöhe mitgestalten zu können, ist eine starke Mitbestimmung erforderlich!
Letzte Änderung: 22.10.2017