Warnstreik in Nagold

Vorschaubild

15.05.2012 "Jetzt schlägts 10 vor 12 Uhr" Unter diesem Slogan setzte die IG Metall Freudenstadt ihre Warnstreiks am 09.05.2012 in Nagold vor der Firma Nicolay und Sensocab-Kabelproduktion fort

Über 550 Beschäftigte aus den Betrieben Boysen, Wagon-Automotive, Nicolay, Sensocab-Kabelproduktion, Reum, Trützschler, SRW und Prontor beteiligten sich an der Warnstreikkundgebung. Auch Delegationen der Firmen Rolf Benz und Gustaf Digel nahmen zur solidarischen Unterstützung teil.

Insgesamt legten an diesem Tag mehr als 1350 Beschäftigte in vorm von Frühschluß aus den regionalen Betrieben ihre Arbeit nieder. Damit setzten die Gewerkschaftsmitglieder ein deutliches, solidarisches Zeichen und unterstrichen die Forderungen der IG Metall.

Die Warnstreikenden versperrten mit ihrer Aktion über den Mittag den Hauptindustrieverkehr auf dem Wolfsberg.
Damit brachten die Beschäftigten gemeinsam ihre Empörung und Wut über die Hinhaltetaktik der Arbeitgeber öffentlichkeitswirksam und lautstark zum Ausdruck.

Violetta Garzanti, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Freudenstadt begrüßte alle Teilnehmenden und bekräftigte die Forderungen der IG Metall. Sie erklärte die Aktion als einen speziellen Warnstreik, zumal sich die Beschäftigten der Firmen Prontor und Sensocab-Kabelproduktion nicht nur aus solidarischen Gründen wegen der Flächentarifrunde dabei einsammelten, sondern speziell aus eigenem betrieblichen Tarifkonflikt mit ihren Arbeitgebern heraus.

Der Arbeitgeber Prontor kündigte zu Ende März 2012 die komplett Tarifbindung. Seither befindet sich die IG Metall Freudenstadt mit diesem Arbeitgeber in Tarifverhandlungen. Mit einer betrieblichen Warnstreikaktion bereits am 19. April 2012 vorm Prontor-Werk befinden sich nunmehr die Gewerkschaftsmitglieder und die Prontor-Geschäftsführung in der Tarifauseinandersetzung.

"Wir fordern die Wiederherstellung unserer Tarifsicherheit. Unser Arbeitgeber soll endlich zur Vernunft kommen und den Anerkennungstarifvertrag mit der IG Metall im Sinne der Belegschaft und des Unternehmens wieder vereinbaren. Dafür stehen wir hier, dafür kämpfen wir", so Werner Neubauer, Betriebsratsvorsitzender der Fa. Prontor.

Martin Stöhr, Betriebsratsvorsitzender der Fa. Nicolay und der Fa. Sensocab forderte für die Belegschaft der Fa. Sensocab-Kabelproduktion, der Schwesterfirma von Nicolay, den gemeinsamen Geschäftsführer, Herrn Dr. Christof Muz zum Abschluß eines Anerkennungstarifvertrages mit der IG Metall auf. "Wir arbeiten alle unter einem Dach. Bei Nicolay gilt schon lange die Tarifbindung und den Beschäftigten wird die Tarifsicherheit gewährleistet. Gleiches fordern wir für unsere Kolleginnen und Kollegen von Sensocab, denen bisher Herr Dr. Muz die Tarifsicherheit verwehrt. Die Kolleginnen und Kollegen von Sensocab sind aber keine Beschäftigten 2. Klasse. Wir fordern die Gleichbehandlung aller in diesem Unternehmen und deshalb fordern wir unseren Chef auf mit der IG Metall per Tarifvertrag die Tarifsicherheit auch für Sensocab zu vereinbaren", so Martin Stöhr.

Ralf Kühnle, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der Fa. Boysen Altensteig kritisierte die Blockadehaltung der Arbeitgeberseite: " 6,5% mehr Entgelt muß drin sein, denn wir haben uns schließlich die entsprechende Beteiligung vom Aufschwung nach der Krise mehr als verdient."

Fabrizio Totaro, Betriebsratsvorsitzender der Fa. Wagon-Automotive verwies in seiner Ansprache vor allem auf die Wichtigkeit der Übernahme von Azubis: " Sie sind unsere Zukunft, sie sind die Facharbeiter, die uns heute und in Zukunft sonst fehlen werden. Deshalb stehen wir absolut hinter der Forderung zur unbefristeten Übernahme!"

Filomena Calmbach, Betriebsratsvorsitzende der Fa. Reum machte auf die katastrophale Situation der Leiharbeiter aufmerksam und untermauerte die dringende Erforderlichkeit für mehr Mitbestimmung bei Leiharbeit sowie der gleichen Bezahlung für gleiche Arbeit.

Reiner Neumeister, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Freudenstadt betonte, dass die Arbeitgeberseite es mit ihrer sturen Haltung, ihrem unverschämten Entgeltvorschlag und den verantwortungslosen Gegenargumenten direkt auf eine Tarifauseinandersetzung mit allen Konsequenzen zuspitzen.

Nach lautstarken Protesten mit Trillerpfeifen, Klatschen und Rufen löste sich die Kundgebung nach etwa einer Stunde auf und die Beschäftigten folgten der Aufforderung zum Frühschluß.

(Original Pressemitteilung der IG Metall Freudenstadt)

Letzte Änderung: 16.05.2012