Funktionärskonferenz in Schramberg
...zum Auftakt der Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie 2012.
In der Fischer-Kantine in Schramberg versammelten sich rund 200 Betriebsräte, Jugend- und Auszubildendenvertretungen und Vertrauensleute aus den tarifgebundenen Betrieben aus beiden genannten Verwaltungsstellenbereichen.
Während der Versammlung wurde die anstehende Tarifrunde ausführlich diskutiert. Mehr als erforderlich und begründet sehen die Gewerkschaftsmitglieder ihre Forderungen für 6,5 % mehr Einkommen, mehr Mitbestimmung der Betriebsräte beim Einsatz von Leiharbeit und Werkverträgen, die unbefristete Übernahme von Auszubildenden und verbesserte Ausbildungszugänge für benachteiligte Jugendliche.
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion bekräftigten betriebliche Interessensvertreter die Forderungselemente aus ihren persönlichen betriebspolitischen Erfahrungen und Kenntnissen. "Bei Leiharbeit, geht es darum Menschen zu
vermieten, das kenne ich sonst nur von Gegenständen. Diese Billigvermietung von Menschen verdrängt in ihrer rasanten Ausweitung feste Beschäftigungsplätze. Auch wenn es uns Betriebsräten bei der Firma
Kern-Liebers bislang gelungen ist, Leiharbeit erfolgreich aus dem Betrieb draußen zu halten, wird der entsprechende Druck danach seitens Geschäftsleitung immer stärker. Deshalb brauchen wir das tarifvertragliche Fundament
zur Regelung unserer Mitbestimmung bei Leiharbeit", so Fred Zehnder, Betriebsratsvorsitzender bei Kern-Liebers.
Martina Burger, Betriebsratsvorsitzende der Firma ebm-papst unterstrich in ihren Ausführungen diese Forderung zur Leiharbeit und Werkverträgen, damit der Mißbrauch dieser prekärer Beschäftigungsarten auf
zumindest tarifrechtlicher Grundlage verhindert werden kann.
Jörg Kappes, Vorsitzender der Jugend- und Auszubildendenvertretung der Firma Mahle: "Die Azubis und Beschäftigten in unserem Betrieb stehen voll hinter der Forderung zur unbefristeten Übernahme von Auszubildenden. Für
das jetzige 3. und 4. Lehrjahr haben wir das auch schon mit unserem Arbeitgeber vereinbart, aber für die Folgelehrjahre steht die Regelung noch aus. Unsere Azubis sind alle motiviert und erzielen super Abschlußnoten, obwohl sie
wissen, dass sie bei Mahle fest übernommen werden. Die Ablehnungsgründe zur unbefristeten Übernahme seitens Arbeitgeberverband empfinde ich als ein schikanöses Machtgehabe."
Michael Ruhkopf, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Villingen-Schwenningen betonte in seiner Rede, dass die Beschäftigten ein deutliches Plus an Einkommen zur Förderung der Binnenkonjunktur und damit zur eigenen
Arbeitsplatzsicherung verdient haben. Abspeisungen durch Einmalzahlungen seien nicht hinnehmbar, da diese nicht tabellenwirksam in die zukünftige Entgeltentwicklung einwirken und somit auch kein Mittel zur verlässlichen und
nachhaltigen Existenzsicherung für die Beschäftigten darstellt.
"Die Arbeitgeber finden aus jeder Situation heraus eine Ausrede, weshalb Tarifforderungen jetzt gerade nicht umsetzbar sind. Während des Aufschwungs würden sie den Aufschwung zerstören und in Talzeiten würden
Tariferhöhungen den Abschwung befördern. Bei der Entwicklung der Vorstandsgehälter jedoch gelten diese Regeln offensichtlich nicht. Da ist wohl immer die richtige Zeit zum Händeaufhalten. Die Tarifgeschichte zeigt
deutlich immer dann, wenn es in Tarifrunden um Eingriffe in die Verfügungsgewalt der Arbeitgeber und Ansprüche von Menschen ging, führte es zu größeren Konflikten in den Tarifauseinandersetzungen. Auch in dieser
Tarifrunde spitzen es die Arbeitgeber wieder auf heftigere Auseinandersetzungen zu. Unseren Mitgliedern ist das bewußt und sie sind bereit für alle drei Forderungen gleichwertig zu kämpfen, so Reiner Neumeister, 1.
Bevollmächtigter der IG Metall Freudenstadt.
Detlef Wetzel, 2. Vorsitzender der IG Metall bekräftigte die Entgeltforderung in dieser Tarifrunde auf Grundlage der wirtschaftlichen Rahmendaten. Diese machen deutlich, dass der gesamtwirtschaftliche Verteilungsspielraum in 2012 und der Rückblick auf 2011 eine deutliche Verteilungslücke zu Lasten der Beschäftigten aufweist. Diese müsse geschlossen werden. "Mit allen Forderungselementen in dieser Tarifrunde legen wir ein wichtiges Fundament für die Zukunft der Beschäftigten. Wir werden alle Kräfte zur Durchsetzung unserer Forderungen einsetzen, noch mehr Menschen für die IG Metall überzeugen und für eine aktive Beteiligung der Belegschaften in der Tarifrunde sorgen", so Wetzel.
Die Verhandlungen beginnen am Dienstag, den 6. März 2012. Die Tarifverträge laufen am 31. März 2012 aus. Die Friedenspflicht endet am Samstag, den 28. April 2012.
Letzte Änderung: 06.03.2012