Große Tarifkommission IG Metall Ba-Wü

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23.02.2012 IG Metall stellt Forderungen für die Tarifrunde auf

6,5 Prozent mehr Geld, mehr Mitbestimmung von Betriebsräten beim Einsatz von Leiharbeit sowie die unbefristete Übernahme von Ausgebildeten, mit diesen Kernforderungen zieht die IG Metall Baden-Württemberg in die kommende Tarifrunde.

Einen entsprechenden Beschluss fasste die Große Tarifkommission der Gewerkschaft heute einstimmig auf ihrem Treffen in Leinfelden-Echterdingen. Damit bestätigte das Gremium die bereits Ende Januar ausgesprochene Empfehlung und beschloss gleichzeitig die Kündigung der notwendigen Tarifverträge. Die Tarifverhandlungen starten am 6. März 2012 in Fellbach. Die IG Metall verhandelt die neuen Tarifverträge für die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg. Die Friedenspflicht läuft am 28. April 2012 aus. Ab dann sind Warnstreiks möglich. Der Vorstand wird morgen endgültig über die Tarifforderung beraten und beschließen.
IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann: "Ein Ergebnis wird es nur dann geben, wenn alle unsere Forderungen geregelt sind. Wir wollen "Mehr und Fair". Mehr Entgelt und faire Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt. Hier ist vieles aus dem Lot gelaufen. Dies gilt es zu korrigieren."
Insbesondere bei den qualitativen Themen verweigern die Arbeitgeber bis dato eine konstruktive Lösungssuche. Schon seit Juli letzten Jahres sucht die IG Metall im Südwesten mit dem Arbeitgeberverband Südwestmetall nach Regelungen zur unbefristeten Übernahme der Ausgebildeten und verbesserten Mitbestimmungsmöglichkeiten bei Leiharbeit. Ziel der zahlreichen Gespräche war es ursprünglich diese Themen noch vor der eigentlichen Entgelttarifrunde zu lösen, damit diese nicht mit zusätzlichen Themen belastet wird. Hofmann: "Doch bisher hat Südwestmetall sämtliche Lösungswege versperrt und damit das Konfliktpotential der kommenden Tarifrunde deutlich erhöht."
Während auf Ebenen der Tarifparteien keine Bewegung erkennbar ist, entschieden sich zahlreiche Betriebe für pragmatische Lösungen. Hofmann verwies dabei auf die zahlreichen betrieblichen Regelungen der letzten Monate zu Leiharbeit und Azubi-Übernahme. Seit November 2011 wurden über 240 betriebliche Regelungen abgeschlossen. Gleichzeitig betonte er mit Nachdruck: "Die Hoffnung einiger Arbeitgeberfunktionäre, uns die qualitativen Themen mit dem Entgeltabschluss abkaufen zu können, werden sich nicht erfüllen. Wer ein anderes Ziel hat, sollte schleunigst sein Navi umprogrammieren, sonst fährt er in eine Sackgasse."
Hofmann bezeichnete die Forderung der IG Metall nach 6,5 Prozent höheren Entgelten und Ausbildungsvergütung als "absolut berechtigt und in die Zeit passend." Die Unternehmen würden in diesen Wochen "vergoldete Bilanzen" vorlegen und die Aktiengesellschaften Rekorddividenden an ihre Aktionäre ausschütten. "Die Beschäftigten wollen lediglich ihr Stück vom Kuchen, der ohne sie gar nicht hätte gebacken werden können. Es kann nicht sein, dass sich damit nur Inhaber, Aktionäre und Manager den Bauch voll schlagen."
Hofmann verwies darauf, dass 2010 und 2011 zwei Rekordrenditejahre waren. Im letzten Jahr lag die Netto-Umsatzrendite bei 4,2 Prozent, 2010 bei 3,8 Prozent. Nur 2007 war die Rendite mit 5 Prozent noch höher. Hofmann: "Richtig ist, nach dem mageren Krisenjahr 2009 sind die Renditen kräftig gestiegen. Richtig ist aber auch: Der schnelle Aufschwung wurde durch Entgeltverzichte der Beschäftigten zur Sicherung von Unternehmen und Arbeitsplätzen in der Krise ermöglicht. Der steile Aufschwung ging aber bis dato an den Beschäftigten vorbei, obwohl er die direkte Folge ihrer Leistung in den Betrieben war."
Auch die Große Tarifkommission hat um 12.00 Uhr ihre Beratung unterbrochen und in einer Schweigeminute den Opfern rechtsextremer Gewalttaten gedacht.

Letzte Änderung: 23.02.2012