Zeit für mehr Solidarität
Dorothee Diehm, 1. Bevollmächtigte der IG Metall Freudenstadt, begrüßte die Kolleginnen und Kollegen im Naturfreundehaus. Anlässlich des 125-jährigen Bestehens der IG Metall eröffnete Diehm die Kundgebung
mit einem Rückblick auf die gewerkschaftliche Entstehungsgeschichte. Die Ausgangslage zu Zeiten der Industrialisierung war sicherlich eine andere als heute. Diehm betonte jedoch: "Es ist erschreckend, dass wir uns im 21. Jahrhundert
noch immer mit Arbeitgebern konfrontiert sehen, die Mitbestimmung um jeden Preis verhindern wollen". Ein Beispiel hierfür ist der Tennenbronner Drehteile-Hersteller Bruker + Günter GmbH. Der Arbeitgeber versucht die geplante
Betriebsratswahl mit einem arbeitgeberseitig eingesetzten Mitarbeiterbeirat zu unterlaufen.
Der Mairedner Josef Bechtel, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Bezirksleitung Baden-Württemberg, forderte eine klare Umsetzung des Solidaritätsprinzips im deutschen Sozialversicherungssystem. "Nur eine echten
Solidaritätskasse, insbesondere in der Kranken- und Rentenversicherung, stellt ein Zukunftskonzept dar", so Bechtel. Damit spielt er auf das in der Schweiz und in Österreich bestehende Sozialsystem an, in dem jede und jeder -
unabhängig vom Beruf - Beiträge einzahlt. Der prozentuale Anteil vom Einkommen ist bedeutend geringer, es gibt jedoch keine Beitragsbemessungsgrenze. Bechtel betonte auch, dass die IG Metall keinen Frieden mit der Rente mit 67
schließen werde. Außerdem setzte er sich in seinem Beitrag mit der rechtspopulistischen AfD auseinander. Das nun verabschiedete Parteiprogramm bedeute nicht nur einen massiven Abbau sozialer Sicherheit, sondern impliziere ein
Frauenbild, das wir bereits lange überwunden haben, Bechtel zufolge. Die AfD fordert sowohl die Abschaffung der Berufsgenossenschaften sowie die Privatisierung der Arbeitslosenversicherung. Die Rolle der Frau ist ganz klar zu Hause
bei den Kindern.
Zum Abschluss seiner Rede ging der Metaller Bechtel auch auf die laufende Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie ein. 5% lautet die Forderung der Metallerinnen und Metaller. Magere 0,9% bei 12 Monaten Laufzeit und 0,3%
Einmalzahlung bot Südwestmetall in der ersten Runde. Mehr als 4.800 Beschäftigte beteiligten sich an den ersten Warnstreiks der Region Freudenstadt. Bundesweit legten mehr als 100.000 die Arbeit nieder - ein deutliches Signal
der Beschäftigten. Dies scheint auch notwendig zu sein. Der zweite Versuch der Arbeitgeber lautete 2,1% bei 24 Monaten Laufzeit. Bechtel stellt klar: "Auch das ist kein ernstzunehmendes Angebot. Ganz im Gegenteil. Da verkauft man
uns ein schlechteres Angebot als Verbesserung." Mit den Worten: "Unsere Antwort darauf bekommen die Arbeitgeber vor dem Werkstor - wir sind vorbereitet.", schloss Bechtel seine Rede ab.
Letzte Änderung: 04.05.2016