Das Nagolder Unternehmen Nicolay GmbH, Hersteller für Spezialkabel in der Medizinbranche, stand vor Jahresfrist noch ganz weit vorne im "Schwarzbuch Leiharbeit". Doch mittlerweile müsste man ein neues Buch mit dem Titel "Übernahme aus Leiharbeit" schreiben. Dem Betriebsrat ist es in den letzten 1,5 Jahren, durch harten Kampf mit der Geschäftsführung gelungen, 35 Zeitarbeitnehmer in befristete Arbeitsverhältnisse zu übernehmen.

Die ganze Geschichte hat ihren Ursprung mit der auch bei Nicolay leicht spürbaren Krise im Jahr 2009. Mit dem überraschend starken Aufschwung zu Beginn des Jahres 2010, benötigte man sehr viele zusätzliche Mitarbeiter-/innen, um die Produktionskapazitäten erhöhen zu können. Anfangs wurden ca. 25 befristet Beschäftigte eingestellt. Nachdem dies immer noch nicht ausreichte, begann man die fehlenden Kapazitäten mit Zeitarbeitnehmern auszugleichen. Dies geschah damals alles unter dem Hintergrund, dass parallel dazu ein neues Produktionssystem eingeführt werden sollte und man von Seiten der Unternehmensleitung davon überzeugt war, das man dadurch recht schnell die Produktivität erhöht werden kann und die Zeitarbeitnehmer nur kurzfristig eingesetzt werden müssen.
Es kommt aber meistens anders wie geplant, durch eine bis Heute immer noch erhöhte Produktionsauslastung, ein nur stückweise umgesetztes neues Produktionssystem, zu hohe Ausschussraten durch unqualifizierte neue Mitarbeiter (befristete und Zeitarbeiter) und einigen Produktneuanläufen, ließ sich die Quote der Zeitarbeitnehmer von zum Teil fast 20% nur dahingehend reduzieren, indem der Betriebsrat immer darauf bedacht ist, dass jeder Zeitarbeitnehmer nach 1 Jahr bei Nicolay in ein befristetes Arbeitsverhältnis übernommen wird.
Dies ist uns mittlerweile 35-mal gelungen.
Aktuell liegt die Beschäftigungsquote bei den Zeitarbeitnehmern bei ca. 7 %.
Die Verträge der momentan noch beschäftigten 22 Zeitarbeitnehmer laufen alle zum 31.12.2012 aus. Zum 1. Januar 2013 werden 6 weitere in befristete Beschäftigungsverhältnisse übernommen. Der Betriebsrat ist optimistisch, dass es im Frühjahr 2013 noch zu weiteren Übernahmen kommen wird. Natürlich auch unter dem Hintergrund, dass ab 01.11.2012 der Branchenzuschlag in der Metall- und Elektroindustrie greift und es damit für die Unternehmen immer uninteressanter wird, auf Zeitarbeitnehmer zurück zu greifen.

Hier noch ein weiterer Hinweis:
Um zu erkennen, wie pervers das Geschäft mit der Leiharbeit ist, sind hier noch einige Zahlen:
1.Durchschnittlich wurden ca. 40 Zeitarbeitnehmer in den Jahren 2010 - 2012 beschäftigt.
2.Um den Stand von 40 zu halten, wurden ca. 200 Zeitarbeitnehmer eingestellt.
3.Dies bedeutet, im Schnitt wurden sie 5-mal ausgetauscht, aus welchen Gründen auch immer,zB. nicht zuverlässig, unpünktlich, nicht geeignet für die Tätigkeiten, usw.